Für diesen Reisebericht haben wir auch ein Video auf Youtube gestellt. Klicke auf unser Bild, und du bist „live“ dabei! 🙂
Vor diesem Bericht waren wir ein paar Tage auf der Insel Kerkennah, danach in El Jem mit seinem monumentalen römischen Amphitheater. Hier ist der Link zurück
Dienstag, 1.4.2025 Nachmittags: (43. Tag); Unsere Reise in Tunesien führt uns weiter nach Kairouan. Viele gelistete Uebernachtungsmöglichkeiten hat es nicht. In park4night gerade eine. Die ist aber eine Baustelle eines Jugend- und Sporttreffs. Eigentlich wäre es hier gar nicht so schlecht, aber nach dem Nachtessen und vor dem Eindunkeln spielen ein paar Jungs mit den herumliegenden, entsorgten Möbeln. Ihr Verhalten stört uns irgendwie. Wir packen zusammen, fahren auf die andere Stadtseite und stellen uns auf einen Hotelparkplatz. Da wird es wegen der angrenzenden Hauptstrasse einiges lauter sein, aber es schläft sich bekanntlich besser mit einem guten Gewissen…
Die heilige Stadt Kairouan
Mittwoch, 2.4.2025 (44. Tag); Natürlich, wie eigentlich jeder Tag auf dieser Reise, erleben wir auch heute wieder einen interessanten, aber auch überraschenden Tag; in Kairouan, der vierten heiligen Stadt des Islams nach Mekka, Medina und Jerusalem, gibt es einiges zum besichtigen. Die grosse Moschee, die Moschee mit den drei Türen, Mausoleen und die geschäftige Altstadt mit den 1000 Einblicken in den tunesischen Alltag sowieso. Da treffen wir auf zwei tolle Typen, welche uns die halbe Stadt zeigen, alles erklären wollen, uns zum Kaffee begleiten und uns Türen öffnen, welche wir nicht mal mit dem besten Google-maps oder Kartenmaterial gefunden hätten. Das hätten wir nie gedacht, dass dieser Tag so intensiv werden würde.
Dagegen sind die 1,5 Stunden Autofahrt nach Monastir ans Meer das reinste Erholungsprogramm.
Monastir
Donnerstag, 3.4.2025 (45 Tag) Schon wieder mussten wir, dieses Mal auch noch mitten in der Nacht, unseren Uebernachtungsplatz wechseln. Da hat so ein komischer Typ, entweder betrunken, zugedröhnt oder ganz einfach nicht ganz Hundert unaufhörlich an die Türe geklopft. Ich will ihn durch das Küchenfenster zum aufhören und weggehen bewegen. Keine Chance! Nach einer gefühlten Ewigkeit bleibt mir nichts anderes übrig als die Rollos zu öffnen, den Motor zu starten und weg zu fahren. Vor dem Wegfahren habe ich noch ein paar Mal auf die Hupe gedrückt. Das hatte er gar nicht gerne und ist er dann auch verschwunden. Das Intermezzo war nicht wirklich gefährlich oder kriminell, aber blöd halt schon. Auf der anderen Seite ist uns sowas noch nie passiert, doch muss es einfach akzeptiert werden wenn man so wie wir reisen.
Jetzt stehen wir auf der anderen Seite des Jachthafens. Den Tag verbringen wir in der Stadt. Wir essen wieder einmal im Restaurant und einen Dessert gibt es auch noch! Den nehmen wir in der Marina und kommen aus dem Staunen fast nicht mehr heraus; hier treffen sich die Reichen und die Schönen! Welch Kontrast zu den letzten paar Wochen!
Freitag, 4.4.2025 (46. Tag); Wir entschliessen uns, noch einen Tag in Monastir zu bleiben. Diesen füllen wir mit dem Besuch des Ribat (aus dem arabischen für: Islamische Festigungsanlage). Der imposante, renovierte Bau hat viele Treppen und Wege, welche auf allen Seiten, und auf drei oder vier Stockwerken, wunderschöne Aussichten auf die Stadt und das Meer freigeben. Danach schlendern wir noch ein paar Schritte durch die Medina. Zurück beim Womo schützen wir uns vor dem aufkommenden eher kühleren Wind, können aber wieder von der immer stärker werdenden Sonne profitieren.
Samstag, 5.4.2025 (47. Tag); Endlich wieder einmal, wenigstens heute Vormittag, windstill. Seit wir im südlichen Teil von Tunesien angekommen sind, also seit etwa einem Monat, ist der Wind präsent, teilweise gar omnipräsent…! So wie heute (morgen) ist es nur selten. Darum geniessen wir bis zum Mittag die Sonne in Monastir und fahren dann weiter Richtung Norden. Sousse, eine ziemlich grosse Stadt, auch bekannt für grosse Hotelkomplexe, umfahren wir grosszügig.
Am Sandstrand in Hergla
Hier in Hergla hat es einen langen Sandstrand und das Wasser ist kristallklar. Zwar nur 20 Grad aber trotzdem; ohne den wieder aufkommenden Wind wäre das Karibikfeeling perfekt!
Das Aequadukt in Zahouan
Sonntag und Montag, 6.+7.4.2025 (48. +49. Tag). Gestern war Sonntag = Ruhetag. Wir beobachten die Fischer und den Sonnenuntergang. Immerhin!
Heute könnte der Kontrast an Landschaften nicht grösser sein; Wir verlassen den Sandstrand, und fahren bald durch saftig grüne Landschaften, an Hecken von Kaktussen und farbigen Blumenfeldern vorbei. Unser Ziel ist ein Aquädukt in der Nähe, sowie der «Tempel vom Wasser» in Zaghouan. Dieser Wasserkanal, welcher im 2. Jahrhundert nach Chr. von den Römern gebaut wurde ist für uns als Touristen nicht allzu spektakulär. Ein grosser Teil ist nämlich im Boden, als eine Art Kanalisation gebaut. Doch die technische sowie logistische Meisterleistung dieses Bauwerkes übertrifft vieles; auf einer Länge von über 130 Kilometer hat es nämlich ein durchschnittliches Gefälle von weniger als 3 Meter pro Kilometer. Und das, um Wasser von diesem Gebirge nach Karthago, speziell in die Therme von Anthonin zu befördern. Siehe dazu unseren Besuch vom 23.2 / Tag 7. Unser Stellplatz, am Fusse des Nationalparks, weckt heimatliche Gefühle…
„Boxenstopp“ in einer Garage
Dienstag, 8.4.2025 (50. Tag); Bevor es weiter zurück Richtung Meer geht, nur noch «kurz» Tanken und Wasser füllen. Dabei wechsle ich ein paar nette Worte mit einem zuvorkommenden Mitarbeiter. Da die vorderen Bremsbeläge vom Womo bald gewechselt werden sollten, frage ich ihn, ob sie das hier machen könnten. Er ruft bei einem Ersatzteilhändler in der Stadt an und meint dann «Kein Problem» Es dauert eine halbe Stunde, und sie haben die Bremsbeläge geholt, die Räder abgenommen und die neuen Beläge montiert. Die zwei Kollegen legen sich so ins Zeug, dass ich gerade noch einen Oelwechsel machen lasse. Das geht Ruck-Zuck. Filter kontrollieren, kurze Probefahrt, Womo abspritzen, Facebook (haben wir ja nicht) also Whatsapp austauschen, Föteli machen und schon sind wir wieder auf dem Weg.
In Hammamet übernachten wir am Jachthafen. Auch heute ist es fast immer sonnig, doch die Temperaturen genügt leider (noch) nicht, um vom Strand und dem Meer zu profitieren. Trotzdem geniessen wir wieder einmal die spezielle Atmosphäre an einem Hafen/Marina.
Mittwoch, 9.4.2025 (51. Tag); Nachtrag zu den Temperaturen; Die sind zwar, mit einer Ausnahme, noch nicht sommerlich heiss. Das brauchen wir auf unserer Reise auch nicht. Dafür sind die Nächte und die morgendlichen Temperaturen immer angenehm. Wir müssen nur selten heizen und nach dem Aufstehen können wir, wenn auch mit einer Jacke, den ersten Kaffee vor dem Womo geniessen.
Wir machen eine kurze Fahrradtour um den Jachthafen. Die vielen Restaurants und die Hotels machen noch mehrheitlich einen geschlossenen Eindruck. Im Mai bis Oktober soll es so richtig los geht. Da sind wir zum Glück schon lange wieder zu Hause.
Da LPG in Tunesien nicht wirklich bekannt ist, und wir am äussersten Limit von unserem Gasvorrat stehen, ist unser Ziel heute, die 2×11 kg Gasflaschen wieder zu füllen (wir konnten zwischenzeitlich in Tozeur schon einmal tanken). Da müssen wir heute einen Umweg in kauf nehmen. Es hat aber gut geklappt und wir haben DIE Tankstelle (die Nadel im Heuhaufen..) gefunden. Kleines Detail; der Tankwart blockiert den schwarzen Sicherheitsknopf einfach mit einem Gurt und einem Holzkeil. So kann er dazwischen Kunden an der Tankstelle bedienen und eine…. – rauchen!
Der Uebernachtungsplatz ist wieder am Meer inklusive viel Wind, dafür mit perfektem Sonnenuntergang.
Die heissen Quellen in Korbous
Donnerstag, 10.4.2025 (52. Tag); Bei Korbous, nur eine gute halbe Stunde Fahrt… 😉, soll es heisse Quellen geben. Da wollen wir hin. Im ersten Dorf kaufen wir in einem kleinen Laden Früchte und Gemüse, und werden wieder einmal in einen längeren Schwatz über Tunesien, Land und Leute «verwickelt». Wie so oft sprechen uns die Leute zuerst wegen unserem Womo an. Es ist oftmals die Basis von einer interessanten Unterhaltung. Weiter geht es, aber nur bis zu einem Verkaufsstand am Strassenrand. Fast haben wir das verpasst, aber ich mache einen U-Turn, nochmals einen U-Turn und auch hier erfahren wir Einiges. Dieses Mal über Wachteln, Hühner und was sonst noch grössere oder kleinere Eier legt. So, die halbe Stunde wäre schon lange um… Auf halbem Weg müssen wir 10 Kilometer zurück; die Strasse ist gesperrt. Und nochmals geht es an farbigen Feldern vorbei und über staubige Dorfstrassen, bis wir endlich in Korbous ankommen. Das 59 Grad heisse Wasser ist mit vielen Mineralien gesegnet. 39 Liter pro Sekunde sprudeln aus dem Berg und fliessen ins Meer, wo es zu einer angenehmen Temperatur gemixt wird.
Der Parkplatz vor der Quelle ist so schön gelegen; da überlegen wir nicht zwei Mal und bleiben doch gerade über Nacht!
Freitag, 11.4.2025 (53. Tag); Der Morgen ist so schön und ruhig; da lässt sich nochmals ein Bad im Meer, mit Thermalwasser gemischt, geniessen. Dann geht es aber weiter; wir umrunden das Cap Bon und sehen, dass es doch angebaute Felder in Tunesien gibt. Das haben wir nämlich bis jetzt noch nicht wirklich gesehen. Auch scheinen die Leute hier auf der Halbinsel einen klein bisschen höheren Lebensstandard zu haben. Es gibt ein paar besser gebaute Häuser und vieles sieht geordneter aus als im Süden. . Von den Strassen habe ich nichts gesagt; die sind auch hier in einem erbärmlichen Zustand und die tiefen Schlaglöcher warten wir kleine Fallen auf die armen Räder! Zudem hat hier nun der Frühling wirklich Einzug gehalten und alles spriesst und blüht.
Auch der heutige Uebernachtungsplatz ist wieder mit Meeranstoss und lässt uns beinahe eines unserer Reiseziele (die letzten Tage der Reise Baden und Relaxen) erfüllen. Relaxen JA, Baden JEIN, denn der Wind hat jetzt wieder eingesetzt und zwingt uns, uns im Windschatten vom Womo zu sonnen. Das passt!
Archäologie auf Cap Bon, in Kerkouane
Samstag, 12.4.2025 (54. Tag); Nach einer fast klaren aber wieder einmal windigen Nacht geht unsere Reise in Tunesien nun mit grossen Schritten dem Ende entgegen. Ein Besuch der punischen Siedlung, welche im 6 Jh v. Chr erbaut wurde, liegt auf der Hand, denn Sie befindet sich gerade neben unserem Uebernachtungsplatz. Dann geht es weiter Richtung Hammamet. Auf dem Weg, in Nabeul, sind unsere Fotosujets ein paar Kreisel auf der Hauptstrasse. Genau; das Töpferhandwerk wird hier gross geschrieben und so sind ein paar überdimensionierte Tongefässe auf den Strassen verewigt. Am Abend haben wir mit Gudrid und Martin abgemacht. Mit ihnen haben wir seit ein paar Wochen Kontakt und uns immer wieder getroffen. Heute geniessen wir ein gediegenes Nachtessen zusammen. Was für ein lustiger Abend. Wir tauschen unsere Erfahrungen in diesem wundervollen Land aus. Für uns ist es ein schöner Abschluss unserer Reise in Tunesien, denn morgen geht es auf die Fähre zurück nach Genua. Wir sind gespannt wie das dann läuft, denn seit gestern Abend haben wir schon vier SMS mit Änderungen der Abfahrtszeit bekommen…
Rückfahrt mit der Fähre nach Genua
Sonntag und Montag, 13.+14. 4.2025 (55 + 56. Tag); Eigentlich ist das für uns eine sehr positive Überraschung: Die Ausreise läuft so was von einfach, das hätten wir nicht gedacht! Einchecken bei GNV. Dann zum Tor vom Hafengelände. Ich schaue in die Rückfahrkamera und muss ein June wegscheuchen, welcher versucht, über den Fahrradträger aufs Womo zu klettern. Das ist aber nicht wirklich tragisch. Denn im Laufe des Nachmittags werden wir noch drei oder vier Mal innen und aussen kontrolliert. Dann braucht es natürlich ein bisschen Zeit, bis alle Stempel eingesammelt sind. Wegen dem Elektrofahrrad, welches ja im Pass vermerkt ist, muss ich dann wieder zum Schalter 4 für den roten kleinen Stempel. Dieses Mal ist er aber weit, weit weg und ich irre wirklich lange im Gelände umher. (Siehe dazu auch im Polarsteps Tag 4 vom 20.2.) Wir sind fast 6 Stunden vor der angekündigten Abfahrtszeit im Hafengelände angekommen, aber die Zeit vergeht wie im Flug. Vor der Einfahrt in die riesige, moderne Fähre hat es noch weitere Security, welche alle Fahrzeuge gründlich wegen den Emigranten kontrollieren.
Wir verbringen eine geruhsame Nacht (obwohl es am Anfang wegen dem Wind doch ziemlich schaukelt) und «überleben» den Montag mit Hörbüchern, Laptop (so lange der Akku etwas hergibt) und Lesen. Wir haben übrigens einiges an Picknick mitgenommen, denn die Küche auf diesen Fähren ist meistens kein Gaumenschmaus.
Die Fähre braucht schlussendlich 26 Stunden für die Überfahrt. Doch dann müssen wir noch eine Stunde auf das Herausfahren warten. Wahrscheinlich wegen einem Streik hier in Genua. So wurde es gestern mit den 4 SMS schon angedeutet. Doch dann geht es wieder schnell. Wir fahren nochmals, in strömendem Regen nach Ovada (wie am 2. Tag, /18.2.). Den Stellplatz kennen wir nun schon gut. Der liegt perfekt auf dem Weg nach Hause.
Zurück zu Hause und unser kurzes Fazit
Dienstag, 15.4.2025 (57. Tag); Wir nehmen heute noch die letzten paar Kilometer unter die Räder und kommen Ende Nachmittag zu Hause an. Das Wetter ist besser als prognostiziert. Eigentlich so, wie während der ganzen Reise. Und das ist gut so!
Das Fazit dieser Reise könnte ellenlang sein. Doch nur so viel; die für uns (fast) fremde Religion ist schon faszinierend. Dass wir während der ganzen Ramadan Zeit in Tunesien waren, hat unsere Reise sogar noch aufgewertet. Es war immer eine Freude, so viele nette, interessierte und zuvorkommenden Menschen zu begegnen. Wir waren immer willkommen und oftmals überrascht, wie wir umsorgt wurden Wir haben uns immer und überall sicher gefühlt. Die Hilfsbereitschaft der Tunesier ist beeindruckend. Das Land war für uns neben der kulturellen Seite auch landschaftlich sehr interessant; Berge und Meer im Norden, Wüste im Süden (obwohl wir ja nicht mit einem 4×4 unterwegs sind war das sehr toll) und das Meer im Osten war für uns sehr abwechslungsreich. Auch in diesem Land mussten wir den herumliegenden Müll ignorieren und die teilweise lauten Aktivitäten der Leute in den Abendstunden oder während der Nacht akzeptieren.
Das war wieder eine schöne, erlebnisreiche und intensive Reise. Hier ist der Link zum Anfang unserer Tunesien Reise