Sonntag, 7. September Den zweiten Teil meiner Australienreise läute ich um Mitternacht ein. Da heisst es nämlich „Check-in“ auf dem Flughafen in Denpasar. Der Abflug ist pünktlich um 02:05 Uhr. Zu dieser Zeit muss ich natürlich schon stark gegen den Schlaf ankämpfen und bin froh, als ich nach dem Start endlich, aber leider nur für zwei Stunden, auf drei Sitzen schlafen kann. Als erfahrener Reise-Fuchs habe ich meine Ohrenstöpsel, einen Pullover und frische Socken dabei: alles Utensilien, die bei einem auf fast Kühlschranktemperatur heruntergekühlten und laut dröhnenden Flugzeug zu meiner Reisegrundausstattung gehören. Obwohl der Flug nur etwa zweieinhalb Stunden dauert, landen wir in Darwin, wegen der Zeitumstellung, schon kurz nach sechs Uhr. Dieses Mal nehmen es die Zollbehörden sehr genau, um einiges genauer als vor zwei Monaten bei der Einreise mit meiner ganzen Familie. Der Drogenspürhund geht während dem Anstehen bei der Immigration und bei der Gepäckübernahme auf intensive Schnüffeltour. Dann werde ich beim Warten auf das Gepäck ein erstes Mal von einem Zollbeamten über meine Reisepläne befragt. Später zitiert mich nochmals einer dieser Typen, welcher mich abermals über Reisemotive- und Route ausfragt. Er kontrolliert meinen kleinen Rucksack äusserst genau. Danach wühlt er in meinem Necessaire und nimmt sogar von der Zahnbürste und dem Rasierpinsel mit einer Art Zauberstab oder kleiner Wünschelrute irgendwelche Proben. Er sagt dann nur, dass hier von Zeit zu Zeit Drogen ins Land kämen und dass sie das kontrollieren müssten. Hier muss sich etwa jeder dritte Reisende einer solchen zeitraubenden Prozedur unterziehen.
Nachdem ich endlich diese Kontrollen hinter mich gebracht habe, geht es dann sehr schnell weiter. Mit dem Flughafenbus fahre ich zur selben Jugendherberge, wo ich vor einem Monat schon einmal übernachtet habe. Sofort nach dem Einrichten im Einzelzimmer hole ich einen Teil meines Schlafmankos nach. Den Nachmittag verbringe ich grösstenteils auf der Sonnenterasse, bevor ich am Abend den lang ersehnten Anruf nach Hause mache. Ich bin überglücklich, dass ich als erster Etienne, dann Nicole und schlussendlich noch Noé sprechen kann und höre, dass zuhause alles gut läuft.
Cairns, mit dem ersten Highlight in Australien, dem Barrier Reef
Montag, 8. September Ich freue mich heute auf einen Tag, an dem ich wieder einmal viel organisieren kann. Zuerst aber muss ich wieder früh, kurz nach halb vier Uhr, aufstehen, da mein Flugzeug nach Cairns schon bald startet. An der Ostküste angekommen, fahre ich per Taxi in die Stadt zu einer Europcaragentur. Dort miete ich mir ein Auto für die nächsten paar Tage. Da ich das gewünschte Fahrzeug jedoch erst ab zwölf Uhr übernehmen kann, habe ich Zeit, an der Esplanade, der Strandpromenade von Cairns, mich über die Ausflugsmöglichkeiten auf das Barrier Reef zu informieren. Da buche ich dann auch sofort für den nächsten Tag einen Ausflug. Nachdem ich meinen Kleinwagen dann übernommen habe, mache ich verschiedene Einkäufe. So besorge ich mir verschiedene Campingutensilien wie Kocher, Luftmatratze, Stuhl und Geschirr. Ich brauche kein Besteck zu kaufen, da ich vorsichts-halber das Plastikzeug vom Quantasflug mitgenommen habe. Danach gehe ich noch in einen Woolworth und besorge einige Esswaren. Dort überkommt mich zum ersten Mal, seit ich meine Familie verlassen habe, ein melancholisches Gefühl. Ich bin es eben gewohnt, solche Grosseinkäufe für vier Personen zu machen. Jetzt muss ich nur für mich sorgen, was für mich einfach ungewohnt ist. Am Nachmittag mache ich einen kleinen Ausflug ins Hinterland nach Kuranda, weil dort ein sehr schöner Bahnhof mitten in der Landschaft stehen soll. Na ja, ich habe wenigstens in dieser Zeit nichts Dümmeres getan! Den Abend verbringe ich auf einem Campingplatz mit Auto, respektive Schlafplatz einrichten, essen und Tagebuch schreiben. Die Temperaturen sind übrigens wiederum um einiges tiefer, so dass ich auch noch im Trainingsanzug stecke und mit eiskalten Fingern auf meinem Organiser „herumtippe“.
Dienstag, 9. September Nach dem ersten Frühstück, das ich seit langer Zeit wieder auf einem Campingplatz in Eigenregie zubereite und verköstige, kommt mir die Idee, mich schon hier und nicht erst in Sydney bezüglich eines möglichen Abstechers nach Fidschi zu erkundigen. In Indonesien habe ich nämlich zwei englische Traveller kennen gelernt, die von ihrem Trip nach Fidschi in den höchsten Tönen schwärmten. Sie flogen von Sydney aus auf die Trauminseln. Dort haben sie eine Segelsafari unternommen, was sie mir auch empfohlen haben. Dieser Ausflug sei DAS Highlight ihrer monatelangen Reise gewesen. Zudem sagten sie, dass sie noch nie so nah an den Südseeinseln waren und wahrscheinlich nie mehr so viel Zeit zur Verfügung haben würden, um diesen Teil unseres Planeten geniessen zu können. Das alles machte mir mächtig Lust auf diesen Archipel. So holte ich gestern in einem Reisebüro einige Ratschläge und Prospekte, die ich am Abend noch eingehend durcharbeite, um mir so ein mögliches Tourenprogramm zusammenzustellen. Um elf Uhr werde ich auf dem Campingplatz abgeholt und schon bald sitze ich zusammen mit zwei anderen Passagieren in einem kleinen Helikopter, der uns über die grandiose Korallenlandschaften des Great Barrier-Reefs fliegt. Bei diesem etwa dreissig Minuten dauernden Flug werden wir auf einem schwimmenden Landeplatz in der Nähe eines riesigen Flosses abgesetzt. Auf dieser künstlichen Insel warten schon über 200, vor allem asiatische, Touristen, die von einem Katamaran am Morgen hierher geschifft wurden. Kaum angekommen, werde ich vom Schweizer Crewmitglied, einem Tauchlehrer, empfangen. Er hat mir dann innerhalb kurzer Zeit alles, wie aus der Pistole geschossen, erklärt; wie und wo geschnorchelt werden kann, wo das Glasbodenboot zu den Riffs ablegt bis zu den Essenszeiten und dem reichhaltigem Buffet für das Mittagessen. Den ganzen Nachmittag profitiere ich von diesem Angebot. Die Zeit vergeht bei so vielen Aktivitäten wie im Flug. Die Rückfahrt nach Cairns mit dem Katamaran ist dann sehr relaxend, obwohl das Schiff auf den Wogen doch manchmal recht bedrohlich schaukelt. Alles in allem habe ich einen unvergesslichen Tag erlebt, welcher mich ein weiteres Mal in ein phänomenales Tauchgebiet führte. Bei dieser Schiffsfahrt habe ich genügend Zeit, meine weitere Reiseplanung durchzudenken. Dabei geht mir wieder einmal ein Licht auf. Mir wird nämlich eine weitere Lebenslektion erteilt; alles, was geschieht, hat einen tieferen Sinn. Beispiel gefällig? Als ich vor ein paar Monaten meine Reiseführer für alle möglichen Länder, die ich bereisen wollte, zusammengekauft habe, fand ich das passende Buch für Vietnam nicht. Ich wollte dieses nützliche Hilfsmittel unbedingt von einem bestimmten Autor haben. Ich war in verschiedenen Buchhandlungen, doch immer war der Band entweder ausverkauft oder nicht im Sortiment. Ich hatte aber keine grosse Lust, den Reiseführer bestellen zu lassen. So habe ich es dann sein lassen und mir gesagt, dass ich später, kurz vor dem Besuch dieses Landes, einen anderen, englischen Guide kaufen könne. Wie sich aber jetzt langsam herausstellt, werde ich wohl nicht nach Vietnam reisen, um dafür mehr Zeit für andere Destinationen zu haben. Die Moral von der Geschichte heisst; falls etwas im Leben einfach nicht geht (wie eben ein Buch zu kaufen), hat dies sicherlich einen tieferen Sinn! Findest du nicht auch? Beim Verlassen des Ausflugbootes demonstriert die australische Crew aufs Neue ihre Kundenfreundlichkeit. Alle Teammitglieder haben sich auf dem Pier aufgestellt, um in Reih und Glied ihren Gästen auf Wiedersehen zu sagen und sich winkend und dankend zu verabschieden. Es macht auf mich einen tiefen Eindruck, alle Helfer und Helferinnen nochmals zu sehen. Die Bademeister, der Koch, die Tauchlehrer, die Schwimmlehrerin, der Gehilfe, der das Buffet organisiert oder der Matrose, der irgendwelche anderen Aufgaben erledigt hat. Alle sind anwesend. Auch hier möchte ich den Gedanken des „After sales support“ mit nach Hause nehmen. Der letzte Eindruck bei einer Begegnung oder bei einem Geschäft ist enorm wichtig. Diesen positiven Abschluss werde ich mein Leben lang nicht vergessen und die Schifffahrtsgesellschaft allen meinen Bekannten weiterempfehlen. Wenn ich ein bisschen überlege, kommt mir eine weitere Eigenheit der Australier bzw. ihrer Sprache in den Sinn. Dort sagt man: „May I do that for you?“ Was so viel heisst wie: „Darf ich dieses (oder jenes) für Sie machen?“ Mir gefällt diese Wendung, die frei übersetzt bedeutet: „Ich stelle mich ganz in Ihren Dienst und würde gerne dieses oder jenes für Sie ganz exklusiv erledigen.“ Natürlich kann das auch übertrieben klingen. Es gibt X Gründe, warum das anbiedernd ist. Doch ich bemerke ganz einfach, dass in einer Dienstleistungsgesellschaft der Kunde bedient werden will und sich durch die Formen des Verkäufers schon beeinflussen lässt!
Mittwoch, 10. September In der zweiten Nacht in meinem selbstgebauten Bett, das ich im Auto eingerichtet habe, schlafe ich ausgezeichnet. Ich wählte übrigens diese Form des Übernachtens aus mehreren Gründen. Erstens liebe ich das Campieren, weil ich draussen in der Natur sein kann. Mir gefällt das Aufwachen mit den Vögeln und den anderen Tieren, die oftmals zu sehen sind. Gestern Abend ist zum Beispiel ein Possum bei mir zu Besuch gewesen, das ich wegen des Raschelns im Laub hinter meinem Auto entdeckt habe. Nicht zu vergessen ist der Vorteil, dass man auf Campingplätzen immer wieder interessante Menschen kennen lernen kann, die gute Reisehinweise geben oder einem ganz einfach einen kurzweiligen Abend bescheren. Ich hätte ja auch ein Minizelt für mich kaufen können, doch wäre das für die kommenden Flugtransfers viel zu umständlich. Des Weiteren würde ein Zelt immer Auf- und Abräum-arbeiten ergeben. Im Auto ist es wärmer und das Bett ist während der ganzen Zeit immer bereit, da ich genügend Platz habe. Überdies stört sich auch niemand am organisierten Chaos. Und zu guter Letzt muss ich so meine Siebensachen nicht immer wieder ein- und auspacken und verbrauche darum auch praktisch keine Zeit mit unnützen Dingen. So kann ich mich nur aufs Reisen und Relaxen konzentrieren. Am Morgen gehe ich zuerst in ein Reisebüro, um die nicht ganz billige Zusatzreise nach Fidschi zu buchen. Natürlich freue ich mich riesig auf die Südsee. Doch mache ich mir auch Gedanken wegen Nicole. Die hätte so etwas sicherlich auch gerne genossen. Es genügt nicht, dass ich schon ein halbes Jahr alleine reisen kann, nein, ich mache währenddessen sogar noch Luxusferien! Am Nachmittag nehme ich die ersten fast 350 Kilometer in Richtung Süden unter die Räder. In Townsville, meinem Tagesziel, besuche ich als erstes ein Riesenaquarium. Da werden neben Haien und anderen Fischen auch viele interessante Dinge über das Meer allgemein und das Barrier Reef im Speziellen gezeigt und erklärt. Auf meinem Campingplatz lerne ich eine kleine Gruppe von trinkfreudigen Irländern kennen, die mir einen Ausflug auf die Whitsunday-Inseln empfehlen. Ob ich ihren Tipp beherzige und mich wirklich dafür begeistere, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.
Donnerstag, 11. September Dieser Tag hätte einer der Kategorie: „Erlebnisreich und erfüllt“ werden können. Wenn sich nicht folgender Zwischenfall ereignet hätte: Bei einem meiner vielen Fotostopps, wo ich, um weniger laufen zu müssen, rückwärts gefahren bin, habe ich einen Kandelaber gestreift. Da die Stossstange sowie die linke hintere Seite in Mitleidenschaft gezogen und leider mehr als nur kleine Kratzer abbekommen haben, wird das wohl eine kostspielige Angelegenheit werden. Doch eigentlich möchte ich mir meine Reise nicht durch solche Dinge, die mit Geld „einfach“ zu begleichen sind, vermiesen lassen. Darum hier jetzt alles der Reihe nach. Schon um acht Uhr erreiche ich im Süden von Townswille das „Billabong Sanctuary“. Das ist ein Streichelzoo mit vielen typisch australischen Tieren. Bei der ersten Attraktion bin ich fast alleine und kann den Moment umso mehr geniessen, denn ich darf ein Koala wie ein kleines Kind in den Armen herumtragen. Da diese Beuteltiere ausschliesslich Eukalyptusblätter fressen, haben sie eine enorme Ausdünstung, die mir nach intensivem Körperkontakt mit dem knuddligen Tier in die Nase steigt. Es riecht, als hätte ich mich in ein riesiges Hustenbonbon verwandelt. Neben den farbigsten Vögeln, den giftigsten Schlangen und den faulsten Krokodilen gibt es in diesem Zoo auch viele freilaufende Kängurus. An der Ostküste, wo ich mich ja inzwischen befinde, sah ich das australische Nationaltier bisher leider nur überfahren am Strassenrand liegen. Mein Tagesziel ist der Ort Airlie Beach, welcher sich nur etwa 250 Kilometer von Townsville befindet. So kann ich den Weg ruhig fortsetzen und viele meiner geliebten Fotostopps einlegen, bis eben zu dem eingangs erwähnten Missgeschick. Danach war meine gute Laune verständlicherweise dahin. Das ganze legt sich jedoch im spitzen-mässigen Airlie Beach wieder, wo ich für den nächsten Tag eine Bootstour organisiere und den Nachmittag an einer künstlichen Lagune mit Blick aufs offene Meer verbringe.
Airlie Beach und die bezaubernden Whitsunday Islands
Freitag, 12. September Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Relaxen und dem Genuss der schönsten Inselwelt, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Kurz vor halb neun werde ich beim Campingplatz abgeholt und auf einem Schnellboot willkommen geheissen. Die Fahrt geht auf eine der vielen Inseln in dieser Gegend welche „Whitsunday “ heisst. Beim ersten Stopp gehen wir ein erstes Mal schnorcheln. Schon kurz nachdem ich in die Fluten getaucht bin, kann ich wieder, wie bereits in Lombok, eine Riesenschildkröte beobachten. Dieses Mal klammere ich mich mit beiden Händen an ihrem Panzer fest, was sie nicht einmal besonders stört. Ich kann noch minutenlang mit ihr schwimmen, bevor sie in der Tiefe verschwindet. Von unserem kleinen Begleitboot aus füttern ein paar Touristen riesige Fischschwärme. Dieses Spektakel verfolge ich unter Wasser aus nächster Nähe. Dabei sehe ich einen mehr als einen Meter langen, grünblauen Meeresbewohner, der sich wie die anderen multicoloren Fische an den vielen Brotbrocken erfreut. Den nächsten Stopp legen wir auf einer Insel ein, wo wir nach einem kleinen Fussmarsch mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt werden. Einen so faszinierenden Panoramablick habe ich wirklich noch nie gesehen! Türkisblaues Wasser und weisse Sandstrände ergänzen sich in einer sagenhaften Farbharmonie mit dem satten Grün der Inselvegetation, so dass ich vor Staunen fast die Zeit vergesse. Ich eile mit Riesenschritten zum Boot zurück, da schon der nächste Höhepunkt auf dem Programm steht. Wir steuern nämlich eine dieser paradiesischen Inseln an, um dort die Mittagspause zu verbringen. Die drei coolen australischen Boys und Gastgeber bereiten ein reichhaltiges Barbecue zu. Doch hier sind nicht die knackigen Würste, die zarten Steaks oder die farbenfrohen Salate das Beste; nein – der Sand an diesem Strand ist wirklich vom Feinsten. Hier gibt es den weichsten Sand, den meine Füsse je berührt haben! Ich denke, dass ich zwischen dieser Sandqualität und Mehl überhaupt keinen Unterschied merken würde. Ehrlich, das war Weltklasse! Zum Glück habe ich vorgestern den Rat der Iren auf dem Campingplatz zu Herzen genommen und bin hierher gekommen. Denn ohne sie hätte ich die Schönheit dieser Gegend nie entdeckt! Thanks a lot, guys!
Hervey Bay, nach einer 1000 km Fahrt
Samstag, 13. September „Abhaken und vergessen“, müsste man den heutigen Tag betiteln. Der Startschuss zu diesem Reisetag war gar nicht so schlecht. Ich war schon kurz vor dem Weckerläuten um halb sechs Uhr aufgestanden und innerhalb von fünf Minuten zur Abfahrt bereit. Ich konnte sogar noch den Vollmond mit Palmenvordergrund filmen und danach die ersten eineinhalb Stunden auf menschen- und autoleeren Strassen Richtung Süden unter die Räder nehmen. Doch plötzlich, ich bin total von der erwachenden Gegend und den intensiven Farben am Horizont fasziniert, blinkt mir ein entgegenkommendes Fahrzeug unaufhörlich zu. Sofort ist mir klar, was da geschieht. Es ist ein Polizeifahrzeug, das mich mit dem Radar eingefangen hat. Der Polizist meint nur ganz locker: „No worries“ und streckt mir nach der Kontrolle des Führerscheins und meines Passes einen Strafzettel von 150 Dollar entgegen. Anstatt der langweiligen 100 Kilometer pro Stunde bin ich vierzehn zu schnell gefahren, was dem uniformierten Cowboy gar nicht gefiel. Es ist fast nicht zu glauben und ein absoluter Negativrekord für mich; während den letzten zwei Reisetagen habe ich das Auto beschädigt und eine Busse bekommen! Die Strecke nach Bundaberg, wo der bei allen Aussies geschätzte Rum gebrannt wird, ist recht anstrengend. Ich erreiche mein Tagesziel auch erst am Nachmittag und habe leider, da ich die Destillerie nicht sofort gefunden habe, die letzte Betriebsbesichtigung knapp verpasst. Bis zum nächsten Tag will ich nicht mehr warten. Überdies lese ich am Eingang, dass man weder filmen noch fotografieren darf. Ausserdem hat sich der Sonne ein grauer Wolkenvorhang vor die Nase gesetzt. Und zudem erdrückt ein kräftiger Wind das positive Feriengefühl. Ist es jetzt mit dem Baden und Bräunen schon vorbei? Seit Mittag bin ich nämlich auf der Südseite des Wendekreises des Steinbockes und somit von den Tropen in die Subtropen gewechselt, wo es langsam aber sicher kälter wird. Ich entscheide mich für die Weiterfahrt nach Hervey Bay. Nach dieser Tagesetappe von über elf Stunden Fahrt und knapp 1’000 Kilometern Distanz suche ich in dem Ferienort einen Campingplatz. Nach dem Einchecken wird mir erst bewusst, dass ich mich an einem total ungepflegten Ort ohne Touristen befinde. Dafür starren mich die Dauermieter an, während ich mein Auto auf dem freien Platz parke, als ob sie noch nie einen Neuankömmling gesehen hätten. Das hat mir nach diesem enttäuschenden Tag gerade noch gefehlt! Kurzerhand gehe ich zur Pseudo-Rezeption zurück, lasse mir dort mein Geld wiedergeben und suche mir einen anderen Campingplatz.
Frazer Island
Sonntag, 14. September Im wärmenden Sonnenschein kann ich ein ruhiges Frühstück geniessen. Ich werde erst um halb zehn am Campingplatz abgeholt, um zuerst per Bus und danach per Fähre auf „Fraser Island“ gebracht zu werden. Ich habe dafür eine Dreitagestour gebucht. Der coole Chauffeur mit Spitzbärtchen, Minizöpfchen und reflektierender Sonnenbrille hat uns, wir sind etwa zwanzig Touristen, den ganzen Tag mit seinen lockeren Sprüchen glänzend unterhalten. Auf der grössten Sandinsel der Welt wird uns während des ersten Stopps und einem Buschwalk die Regenwaldflora erklärt. Mit dem Bus fahren wir dann zu unserem Hotel, einer riesigen Anlage mit unzähligen kleinen Bungalows, Shops und einem Swimmingpool. Nach dem reichhaltigen Buffet geht es auf den „75 Miles Beach“. Auf diesem Sandstrand, welcher sich auf der Ostseite der Insel befindet, gehen dutzende von Aussies ihren Lieblingsbeschäftigungen nach; Angeln, Campieren, Relaxen und natürlich Bier trinken! Wir besichtigen neben der speziellen Landschaft auch ein Schiffswrack und baden in einem kleinen, pittoresken Süsswasserfluss. Zusätzlich habe ich der Versuchung nicht wider-stehen können und sehe mir die Landschaft mit einem kleinen Sportflugzeug aus der Vogelperspektive an. Dies ist schon der dritte Panorama-Flug, den ich in Australien mache und jedes Mal ein beeindruckendes Erlebnis. Heute Abend bin ich zusammen mit meinen zwei blonden, deutschen und wirklich bildhübschen Begleiterinnen noch in der hoteleigenen Beachbar gelandet. Da unterhalten wir uns glänzend mit den teilweise stockbetrunkenen Aussies. Dabei sind mir ein paar Stichworte aufgefallen, die sich wiederholen:
– No worries !! (= mach dir keine Sorgen, es geht schon gut)
– Enjoy !! (= geniesse einfach)
– Have fun !! (= habe Freude, habe Spass)
– Beautiful !! (=sie sagen es etwa so; biuuuuudiful)
– Fantastic !! (= fantastisch. Auch dieser Ausdruck
unterstreicht ihre Lebensfreude treffend)
Und dann sagt doch Garfield (dieser Mensch hiess wirklich so, jedoch abgekürzt „Gaf“): „Das wichtigste, mate (= Kumpel), ist jedoch; schenke immer ein Lächeln!“ Dies ging mir extrem unter die Haut, denn Gaf war wirklich für mich der lebensfrohe Prototyp des positiv eingestellten Aussies!
Montag, 15. September Heute ist frühes Aufstehen angesagt, will ich doch den Sonnenaufgang erleben. Ausgerüstet mit Gartenstuhl und Kamera begebe ich mich an den nahen Strand. Doch leider ist es so stark bewölkt, dass das Schauspiel ein einziger Reinfall ist! Das Tagesprogramm der Tour beginnt dann nach dem tollen Frühstück. Mit einem geländegängigen Bus geht es zu Sehenswürdigkeiten, die wir teilweise gestern schon besucht haben. Dieses Mal sind jedoch die Lichtverhältnisse um einiges besser. Denn die Sonne, die sich immer mehr zeigt, steht am Morgen auf der „richtigen“ Seite. Zudem können wir einen Dingo, das ist ein Hund, beziehungsweise wolfähnliches Tier, auf seinem Strandspaziergang beobachten. Uns wird an einem verlassenen Strand der „Morning Tea“ serviert und später dick belegte Sandwiches als Mittagessen verteilt. Von einem faszinierenden Aussichtspunkt beobachten wir Delfine am Fusse der Klippen und Wale am fernen Horizont. Nach dem Essen können wir in den „Champagnerpools“ baden gehen. Diese Pools sind von den Wellen des Meeres geschützte Vertiefungen in den Felsen. Wenn die Brandung jedoch stark genug ist, schwappt das Wasser über die natürliche Abgrenzung und entlässt Bläschen, welche mit denen von Champagner vergleichbar sind. Dort mache ich auch Bekanntschaft mit einer Gruppe von Aussies, die ein Bier nach dem anderen leeren und sich am Strand und im kühlenden Nass wie kleine Kinder amüsieren. Auf dem Rückweg beobachten wir von einem etwa sechzig Meter hohen Felsen Schildkröten, Rochen und sogar Haie, die Fische jagen oder sich einfach nur im kristallklaren Wasser tummeln.
Dienstag, 16. September
Am heutigen Tag ist einmal mehr nur Relaxen angesagt. Wir müssen uns dies am Morgen jedoch erst mit einem halbstündigen Fussmarsch über eine langgezogene Düne verdienen. Doch dann können wir an einem dunkelblauen, in riesigen Sandhaufen eingebetteten, Süss-wassersee baden und sonnen. Am Nachmittag gehen wir an den McKinnley-See, der durch seine weissen Sandstrände und das kristallklare Wasser besticht. Dieser Ort ist natürlich für mich nicht nur zum Schwimmen ideal, denn ich verbringe auch hier viel Zeit mit dem Aufspüren von idealen Blickwinkeln für meinen Film.
Nach diesen zwei Highlights verlassen wir die Insel leider schon wieder mit der Fähre nach Harvey Bay. Auf diesem Trip habe ich neben den zwei deutschen Freundinnen auch noch ein holländisches Pärchen auf ihrer Honeymoonreise kennen gelernt. Diese haben mir von der aus-gezeichneten Möglichkeit, in dieser Gegend Wale zu beobachten, vorgeschwärmt. So habe ich mich einmal mehr überreden lassen und werde morgen eine solche „Whale watching Tour“ mitmachen. Ich freue mich enorm darauf und denke an die Reise in Kanada zurück, die ich mit Nicole einmal gemacht habe. Auch dort konnten wir solche Riesensäuger von einem Boot aus sehen.
Mittwoch, 17. September Nun, wenn du etwas Besonderes sehen oder erleben willst, musst du auch entsprechend früh aufstehen. Heute rasselt wieder einmal um fünf Uhr der Wecker, da der Pickup-Bus eine Viertelstunde später vorfährt. Bald umschiffen wir schon Fraser Island mit einem Motorboot. Wir gehen etwa an den Ort, wo ich gestern schon Wale von weitem sehen konnte. Das Meer ist ziemlich ruhig. Doch hier finden sich heute keine dieser riesigen Meeressäuger ein. Es muss in diesen Gewässern aber solche Tiere geben, denn die typischen Fontänen sind immer wieder am Horizont zu sehen. Wir fahren alsbald in ihre Richtung und plötzlich befinden wir uns mitten im Geschehen! Dutzende von Wale sind zu sehen! Ich bin total fasziniert von diesen Meeressäugern und habe alle Hände voll mit Filmen und Staunen zu tun. Je länger wir da sind, desto näher kommen diese bis zu 45 Tonnen schweren Buckelwale zu unserem Boot. Es ist wirklich ein unglaubliches Erlebnis, diese Riesen im Meer zu orten und dann zu hoffen, dass sie sich, am besten auch mit ihrer enormen Schwanzflosse, an der Wasseroberfläche zeigen. Ich weiss gar nicht genau, wie lange wir auf Walschau waren, denn dieses Schauspiel war so eindrucksvoll, dass die Zeit wie im Fluge vergangen ist. Den Nachmittag verbringe ich im Auto in Richtung Brisbane. Dabei habe ich einen ziemlich grossen Umweg in die Ferienregion „Sunshine Coast“ gemacht, wo sich viele Ferienorte, zum Beispiel „Noosa“ befinden. Diese Stadt gilt als Treffpunkt der Schönen und Reichen. Die Top-Boutiquen und Inn-Restaurants in dieser Stadt stehen wohl denen von Nizza, Cannes und Monte Carlo in nichts nach. Doch Fahrpausen gönne ich mir nur, um einige der prunkvollsten Villen auf Film zu verewigen. Auf einmal kommt in mir wieder so richtige Ferienstimmung auf. Ich öffne das Fenster, jage Elvis Presley durch die Lautsprecher-boxen und singe selbst eher laut als schön mit. So kurve ich auf den Strandstrassen der edelsten Ferienorte herum, bevor ich wieder auf den Highway Richtung Brisbane einbiege. So gegen Ende des Nachmittags suche ich, kurz vor der Hauptstadt von Queensland, einen Campingplatz. Nach dem Verlassen der Autobahn biege ich allerdings im Gegenuhrzeigersinn in einen Kreisel ein. Das bedeutet im Lande des Linksverkehrs – falsche Richtung! Zum Glück hat es wenig Verkehr, wobei mir dieses Missgeschick bei starkem Verkehr sicherlich nicht passiert wäre. Der einzige Autofahrer, der mir plötzlich gegenüber steht, lacht mich nur an (oder aus?). Nach dem ersten Schrecken lache ich dann einfach zurück: „no worries“ sage ich im Stillen zu mir und wende mitten auf der Strasse. Das nichts Schlimmeres passiert ist, könnte man auch als Anfängerglück bezeichnen!
Weiterreise organisieren in Brisbane
Donnerstag, 18. September Der Morgen steht wieder einmal ganz im Zeichen der Reiseorganisation. Als Erstes fahre ich zum Flughafen, verlängere die Mietdauer des Autos um einen Tag und schliesse das demoralisierende Thema „Parkschaden“ mit verschiedenen Formularen vorläufig ab. Dann buche ich noch einen Flug nach Sydney für morgen und reserviere telefonisch in der Jugendherberge ein Bett. Übrigens mache ich mir schon lange Gedanken, wie und ob ich mit dem vielen Gewicht, das sich natürlich durch die sperrigen Campingutensilien nochmals erhöht hat, die verschiedenen Flüge in der nächsten Zeit in Angriff nehmen kann. Der eigentliche Grund meines Abstechers an den Flughafen ist jedoch, dass das Reisebüro in Cairns meine Tickets und die Bestätigungen für meinen Trip nach Fidschi ins Büro von Europcar geschickt hat, was so auch gut geklappt hat. So kann ich beruhigt meine Reise in den Süden von Brisbane, an die „Gold Coast“ weiterführen. Dieser Küstensteifen ist etwa so gross und schillernd wie Miami, Acapulco und die Côte d’Azur zusammen. Ich bin da auch ein schönes Stück an der Beachroad gefahren, um im Zentrum von „Surfers Paradise“ per Pedes die Einkaufsstrassen zu erkunden. Nachdem sich die morgendliche Bewölkung restlos aufgelöst hat, gönne ich mir eine gediegene Bootsfahrt auf dem verzweigten Flussnetz. Dabei sehe ich, auf dem endlosen Salzwasserfluss hinter dem Küstenstreifen, wo die Reichsten der Reichen leben. Da ist eine Villa grösser als die andere. Jeder Multimillionär hat eine Bootsanlegestelle mit einer Riesenjacht. Ausser einem Villenbesitzer – der hat sogar eine Landeplattform inklusive Privathelikopter! Ich habe da nur gefilmt, mich auf dem offenen Deck in der Badehose gebräunt, etwas getrunken und mir gedacht, dass ich zwar nicht so viel Geld, aber dafür enorm viel Zeit habe! Einmal mehr bin ich dafür sehr dankbar! Den Abend verbringe ich nach dem frühen Sonnenuntergang mit Lesen. Hier in Australien habe ich ausser ein bisschen in den Reisebüchern zu schmökern in dieser Hinsicht kaum etwas gemacht. Dafür verbringe ich viel Zeit an meinem Organiser mit dem Schreiben meines Manuskriptes, was mir immer mehr Freude bereitet. Es wird langsam wie eine Sucht, meine Gedanken und Erlebnisse aufzuschreiben. Daneben mache ich kleine Statistikspielchen und schreibe zum Beispiel meine absolvierten Flüge auf. Zusätzlich notiere ich immer wieder Dinge, die ich kaufen will oder Geschichten, die ich in den Mails erwähnen möchte. Ich notiere mir auch Websides und Homepages oder einfach nur Stichwörter von Themen, die ich bei meinem nächsten Besuch im Internet recherchieren möchte. Ich erkenne, dass ich solche Dinge wie Schreiben und Organisieren sehr gerne mache und mich durchaus auch auf das Arbeiten im Geschäft freue. Ich glaube, dass ich eine sehr gute Balance zwischen dem Reisen, meiner Familie und dem Arbeiten habe. Mit anderen Worten, ich kann mich sehr gut auf das Reisen konzentrieren. Ich kann die Erlebnisse bestens geniessen und „rein-ziehen“. Ich fühle mich aber bei meinen gelegentlichen Gedanken an zu Hause und ans Geschäft meinem Alltagsleben sehr verbunden, welches ab 24. Dezember wieder beginnen wird. Verstehst du das? Ich möchte nur sagen, dass ich mich zurzeit sehr gut und ausgeglichen fühle!
Freitag, 19. September Heute frühstücke ich gemütlich mit Blick auf die aufgehende Sonne, die am Horizont hinter dem Campingplatz zum Vorschein kommt. Danach verstaue ich alles aus meinem Haus, pardon, Auto in die Rucksäcke. Die Luftmatratze, die schon defekt ist, (es hat sich eine störende Beule genau in der Rückengegend gebildet), die Kerze die ich nie gebraucht habe und den Campingstuhl muss ich zurücklassen. Auch so habe ich schlussendlich immer noch viel Gewicht; 20,7 Kilogramm im grossen Sack, einiges mehr als 10 Kilogramm im kleinen Rucksack und dazu erst noch einen Plastiksack mit etwa 5 Kilogramm Reisebüchern. Ich habe mir aber vorgenommen, schon bald wieder eine weitere Ladung nach Hause zu senden! Als Erstes geht es auf die Autobahn und dann durch nicht enden wollende Stadtstrassen ins „Lone Pine Koala Sanctuary“. Dieser Zoo beherbergt vor allem Koalas und Kängurus, welche mich zu einer weiteren ausgedehnten Fotosession animieren. Vom Stadtrand von Brisbane fahre ich dann weiter bis zum Flughafen. Auch da verfahre ich mich sicherlich drei oder vier Mal oder verpasse eine Abzweigung. Kurz bevor ich das Auto nach insgesamt etwa 2’500 gefahrenen Kilometern abgebe, komme ich nochmals in eine Strassenkontrolle der Polizei; einer nach dem andern wird angehalten, um in ein Röhrchen zu blasen. Da wird mir um elf Uhr am Morgen die starke Polizeipräsenz in Australien ein weiteres Mal bewusst. Von jetzt an geht es ruck-zuck: Flug mit „Virgin-blue Airline“ nach Sydney, dort per Zug in die City und zu Fuss in fünf Minuten in die vor reservierte Jugendherberge, die das Prädikat „beste Juggendherberge von Australien“ hat. Den Abend verbringe ich mit Auskundschaften der nahe gelegenen Chinatown und einem Essen im Pizzahut. Ich habe absichtlich auf ein chinesisches Menü verzichtet, da ich mir dies für meinen baldigen Asienaufenthalt aufsparen will. Da werde ich wohl wieder genügend Hühnchen oder Fisch mit Reis bekommen!
Sydney, einfach eine schöne Stadt
Samstag, 20. September Zusammen mit Ian, einem Engländer, den ich als Zimmergenossen habe, ziehe ich am Morgen durch die Stadt, um ein Ticket für das Halbfinale des AFL-Spieles „Sydney Swanes“ gegen „Brisbane Lions“ zu kaufen (AFL = Australian Football Ligue). Dies klappt auch recht gut, obwohl wir, da die Strassen so eigenartig nummeriert sind, den Ticketschalter erst im zweiten Anlauf und nach langen Umwegen finden. Ich verbringe den Nachmittag, nachdem ich die erste Fotosession des Opernhauses erfolgreich geschossen habe, mit einer Fährenfahrt zum Olympiagelände und einem Aufenthalt im Olympiapark der Spiele 2000, was für mich ein fast historisches Ereignis ist. Es ist ein besonderes Gefühl, die Tribünentreppen vom Olympiastadion zu erklimmen, und im über 100’000 Zuschauer fassenden Oval Platz zu nehmen. Wir freuen uns auf dieses Spiel, das dem Rugby ähnlich ist, jedoch durch spezielle „Aussie-Regeln“ ein bisschen abgeändert wurde. Dadurch wird das Spiel schneller und auch für einen Laien wie mich einfacher zu verstehen. Leider sind „unsere“ Swans schon bald einmal auf der Verliererstrasse, was uns noch vor Ende des Spiels zusammen mit vielen Fans dazu bewegt, das Stadion vorzeitig zu verlassen. Dabei ist mir ein weiteres Mal die „coolness“ der Aussies aufgefallen. Stelle dir das mal vor: Nach einer gesamten Saison mit über 30 Spielen und kurz vor dem Finale scheitert das Heimteam vor vollem Haus und scheidet aus dem Wettbewerb aus. Doch die Supporter auf den Rängen, obwohl viele mit Bier randvoll gefüllt, sind ziemlich ruhig. Heim- und Auswärts-Zuschauer sitzen im weiten Rund nebeneinander. Von Sicherheitskräften keine Spur. Am Schluss des Spieles laufen sie einfach aus dem Stadion und sagen sich wahrscheinlich: „No worries, die nächste Saison beginnt schon bald wieder.“ Gäbe es so etwas bei einem wichtigen Fussballspiel in Europa?
Sonntag, 21. September Sightseeing ist angesagt. Doch zuerst bereite ich mir ein gutes Frühstück mit Cornflakes und Joghurt im Speiseraum der Jugend-herberge zu. Ich war mir überhaupt nicht bewusst, dass die Küchen in diesen Häusern so perfekt eingerichtet sind. Geschirr, genügend Koch-gelegenheiten sowie grosse Kühlschränke sind für Jedermann frei benutzbar. Nach dem Frühstück fahre ich zuerst noch einmal zurück auf das Olympiagelände, da ich auf dem Novhotel, dem höchsten Punkt inmitten aller Sportstätten, die Aussicht geniessen möchte. Doch kaum bin ich dort angekommen, beginnt es zu regnen. Das ist für mich eine herbe Enttäuschung, da ich eigentlich auf Sightseeing in strahlendem Sonnenschein eingestellt war. Mit dem Zug geht es in nur knapp zwanzig Minuten zurück in die Stadt. Dort will ich mich mit dem Kinofilm „Pirates of the Carebian“ auf mein Fidschiabenteuer einstimmen. Als die Vorsführung fertig ist, oh Wunder, brennt die Sonne so vom blauen Himmel, als wolle sie sich für ihr kurzzeitiges Verschwinden tausendmal entschuldigen. Ich bin wirklich happy und kann einmal mehr verschiedene Ansichten vom Opernhaus und von der Harbourbridge, die auch liebevoll „Kleiderbügel“ genannt wird, vor die Linse bringen. Den Abend geniessen Ian und ich bei Pizza (schon wieder) und Bier (auch schon wieder).
Montag, 22. September Als Erstes möchte ich heute im chinesischen Konsulat einen Antrag für ein Visum stellen. Da ich ja nach Tibet gehen will, muss ich mich wohl vorrangig darum kümmern. Nach Auskunft eines Reisebüroangestellten ist das Konsulat einfach zu finden und zu Fuss „um die Ecke“ erreichbar. Diese Ecke ist aber extrem langgezogen denn es dauert über eine Stunde, bis ich in diesem verflixten Passbüro stehe! Danach bin ich einmal mehr auf der Suche nach interessanten Blickwinkeln und Aussichten auf das Opernhaus mit der Metro in die Hafengegend gefahren. Doch leider werde ich wiederum von plötzlich aufkommenden Wolken in meinem Vorhaben, gute Videosequenzen zu drehen, gestoppt. So hoffe ich auf besseres Wetter an der Meeresküste in Bondi Beach. Ich werde nicht enttäuscht und sehe einen der berühmtesten Strände der Welt in voller Schönheit. Auch die Schönheiten, die sich dort sonnen, sind nicht zu verachten! Nach diesem Ausflug ans Meer fahre ich zurück in die Stadt, wo ich zuerst die Harbourbridge erklimme und danach auf der anderen Seite, mit Blick auf die fantastische Skyline inklusive Opera House und Harbourbridge, einen unvergesslichen Sonnenuntergang geniessen kann.
Dienstag, 23. September Der heutige Tag ist fast ausschliesslich dem „inneren Dienst“ gewidmet. Doch zuerst hat es mich nochmals in die Hafengegend gezogen. Ich kann einfach nicht genug vom Anblick auf Sydneys Wahrzeichen bekommen. Später hole ich meinen Pass mit dem Chinavisum ab und gehe nachher wieder in die Jugendherberge zurück. Dort muss ich zwei Maschinen mit meiner dreckigen Wäsche füllen und meine von vielen Kilometern durchschwitzten Turnschuhe auswaschen. Schlussendlich habe ich noch weitere 4,5 Kilogramm Kleider, Bücher und CD’s nach Hause geschickt, bevor ich am späteren Nachmittag nochmals ins Zentrum der Stadt zurückkehre. Dort besuche ich das Maritime Museum, wo ein Unterseeboot und ein Kriegsschiff ausgestellt sind. Bei der Erkundung dieser zwei imposanten Kriegsgeräte erkenne ich, dass ich nicht für den Seefahrerjob geboren bin; die Enge in diesen Schiffen ist für mich einfach beängstigend! Den Abend verbringe ich schon zum dritten Mal mit Ian in Darling Harbour, wo wir unsere obligaten Riesenhamburger mit Blick auf die beleuchtete Skyline geniessen.
Mittwoch, 24. September Auch heute schreibe ich einmal mehr ein paar Mails nach Hause und bereite eine grössere Zusammenfassung von meinen Australienabenteuern vor. Dafür verbrate ich über eine Stunde in einem Internetcafe. In letzter Zeit bin ich sehr viel im Web. Es gibt aber auch an jeder Strassenecke die Möglichkeit zu surfen. Nach getaner „Arbeit“ packe ich meine Siebensachen und lasse mich zum Flughafen bringen. Mit einem halbleeren Jumbo der Pacific Airways geht’s auf die Fidschi-Inseln. Die Zeitverschiebung von zwei Stunden eingerechnet, bin ich kurz nach sechs Uhr im Inselparadies der Südsee angekommen und werde dort, wie vorgesehen, von einem Bus abgeholt, der mich ins Hotel bringt.
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