2003 (05) Australien: Süd- und Westaustralien

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Melbourne

Donnerstag, 2. Oktober, Nachmittags Der Stopp in Sydney dauert knapp zwei Stunden. Genügend lange, um bei Singapore Airlines meinen Flug von Perth nach Singapur zu verschieben. Als ich dann in Melbourne angekommen bin, erstarre ich fast vor Kälte, da ich noch voll auf Sommer eingestellt und eben, total unangepasst gekleidet bin. Der leichte Regen und Temperaturen um die 10 Grad lassen meine Moral innerhalb kürzester Zeit sogar noch unter den Gefrierpunkt sinken. Was für ein Unterschied zum Sommer auf Fidschi! Am Flughafen miete ich ein Auto und fahre in die Jugendherberge im Zentrum der Stadt. Ich sehe jetzt schon ein, dass es in den nächsten Tagen hier im Süden Australiens kein Campieren mehr für mich geben wird. Es ist einfach viel zu frostig!

Philipp-Island

Freitag, 3. Oktober Laut Wetterbericht sollte es heute noch bewölkt und morgen dann aber schon wieder besser sein. So habe ich mich entschieden, auf die etwa 200 Kilometer entfernte „Philipp-Insel“ zu fahren. Doch zuerst erledige ich im Zentrum von Melbourne einige Dinge. Ich muss Geld wechseln, Auskünfte im Reisebüro einholen und sehr ungern, die Busse, die ich in Queensland aufgebrummt bekommen habe, bezahlen. Nach langem Überlegen habe ich diese jetzt doch noch bezahlt, da mir sonst Europcar einen ziemlich grossen Betrag für ihre Umtriebe automatisch von meiner Kreditkarte abgezogen hätte. Am Nachmittag fahre ich also zu der südlich von Melbourne entfernten Insel. Sie ist für Ihre Fauna sowie für die schönen Ausblicke, die man von Felsklippen aufs Meer hat, berühmt. Der Tageshöhepunkt ist aber erst mit Einbruch der Dämmerung vorgesehen. Die „Pinguin-Parade“. Es gibt auf dieser Ferieninsel einen Strandabschnitt, wo bei Sonnenuntergang hunderte von Zwergpinguinen aus dem Meer kommend über den Sand watscheln, um dann in den Sanddünen in ihren Nestern zu verschwinden. Dieses einmalige Schauspiel verfolge ich zusammen mit vielen anderen Touristen auf extra errichteten Tribünen unter Scheinwerferlicht mit. Leider ist es, wie voraussehbar, extrem kalt, obwohl ich alle verfügbaren langen und warmen Kleider angezogen habe! Alle? Nein, ich habe nämlich am Tag den Pullover, den ich auf meinen kleinen Rucksack gebunden hatte, verloren. Das habe ich erst am späten Nachmittag, als es wirklich kalt wurde, bemerkt. Obwohl ich dann noch an zwei Orte die ich am Tag besucht habe, zurückgekehrt bin, konnte ich ihn nicht mehr finden und musste so den ganzen Abend schlottern.

Twelve Apostel

Samstag, 4. Oktober Ich bin heute zuerst noch einmal an den Ort zurückgekehrt, welchen ich gestern als Erstes besucht habe, um meinen verlorenen Pullover auch dort nochmals zu suchen. Und, welch Glück und Überraschung – er lag noch immer auf einer zum Meer abfallenden Wiese. Ich bin umso erfreuter, als dass ich bei diesem Umweg noch einige Kängurus auf der Strasse herumhüpfen sah. Mit diesem Glücksgefühl in der Magengegend nehme ich den Weg über Melbourne zurück, in Richtung der „Great Ocean Road“, in Angriff. Dieser Weg ist wieder einmal ziemlich lange und anstrengend. Am Nachmittag überkommt mich eine so starke Müdigkeitskrise, dass ich einen Stopp am Strassenrand einlege, um ein Stündchen im Auto zu schlafen. Danach ärgere ich mich über einen unattraktiven Aussichtspunkt, wo gemäss Reiseführer ein spezieller Leuchtturm die Touristen in seinen Bann ziehen sollte. Doch auch hier wendet sich die Situation ins Positive. Denn bei der Rückfahrt auf die Hauptstrasse entdecke ich in den Eukalyptusbäumen mehrere Koalas, welche teilweise schlafend, teilweise in den Ästen turnend, hoch über der Strasse thronen. Der ganze Tag ist entgegen der Prognosen der Meteorologen, die schönes Wetter vorhergesagt haben (wieso soll es anders als in der Schweiz sein…?), stark bewölkt. So ist leider der Tageshöhepunkt, der Ausblick auf die Felsformation der „Twelve Apostel“ eine trübe Angelegenheit. Ein bisschen lachen kann ich trotzdem noch. Dies, weil ich mich mit einem Girl aus Kanada unterhalte. Sie kommt nämlich aus Montreal und hat diesen typischen, breiten Dialekt. Das komische Französisch-Englischgemisch habe ich ja schon einmal, im Sommer 1991 auf der Reise mit Nicole, in Quebec erlebt, was uns schon da extrem amusiert hat.

Sonntag, 5. Oktober Da ich ja so oft als nur irgendwie möglich schöne Videoaufnahmen einfangen möchte, bin ich heute wieder einmal um halb sechs, lange vor Sonnenaufgang, aufgestanden und die zehn Minuten von Port Campell, wo ich in der Jugi übernachtet habe, zum Aussichtspunkt der zwölf Apostel gefahren. Da standen auch schon einige Fotografen, alle mit ihren schweren Stativen und umfangreichen Fotoausrüstungen auf der Aussichtsplattform aufgereiht und warteten wie ich den richtigen Zeitpunkt ab, um diese bizarren Felsformationen im idealen Morgenlicht einzufangen. Dieser Ausflug in der morgendlichen Kälte hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich kann während über einer Stunde diese Touristenattraktion bei magischem Licht bestaunen und auf Film bannen.

Weiter auf der Great Ocean Road zum Grampians-Nationalpark

Nachdem ich in der Jugendherberge gefrühstückt habe, fahre ich auf der „Great Ocean Road“ weiter und besuche noch weitere Aussichtspunkte. Mein Tagesziel ist der Grampians-Nationalpark. Schon am Parkeingang werde ich von dutzenden von Kängurus überrascht, die sich auf einer Wiese in der Nachmittagssonne wärmen. Mein Anschleichen bezahle ich jedoch mit durchnässten Schuhen, da ich zu spät merke, dass die grüne Wiese eher einem tiefen Sumpf gleicht. Nach dem Besuch des Visitor Centers und einer kleinen Wanderung zu einem der vielen Aussichtspunkte in dieser bergigen Landschaft, begebe ich mich in eine Jugendherberge. Da nehme ich mir ein Einzelzimmer, was genau das Richtige für mich ist. Denn heute ist, trotz aller Sehenswürdigkeiten, meine Stimmung irgendwie gedrückt. Ist es das kalte Wetter? Sind es die Wolken, die mir das Filmen so erschweren? Oder habe ich gar einen Anfall von Heimweh? Um das zu kurieren trinke ich ein schönes Bierchen, esse ein Fertigmenü (Curry-Chicken-Spiralen), schaue meine Videofilme an (auf dem Display meiner Kamera) und schreibe in meinem Tagebuch. So kann ich innert Kürze meine Moral wieder auf Vordermann bringen.

 Montag, 6. Oktober Nach einer gut gefüllten Mütze voll Schlaf hat mich ein Blick aus dem Fenster wieder vollends aufgestellt. Ein stahlblauer Himmel und strahlender Sonnenschein erfüllen mein Herz mit Freuden! Die Meteorvorsagen haben nämlich einmal mehr wieder eher das Gegenteil vorhergesagt. Die Wetterfrösche hier sind wirklich noch mieser als diejenigen zu Hause! So mache ich mich schon bald auf den Weg, um den ersten Gipfel zu besteigen. Von einem Parkplatz aus geht es durch den „Grand Canyon“ über die „Silent road“ hinauf zum „Pinnacle“, wo ich eine atemberaubende Aussicht über das Tal und die Berge geniessen kann. Da habe ich wieder einmal gemerkt, wie gerne ich solche Wanderungen mache. Die frische Bergluft, das einsame, stetige Vorwärtsgehen und das Erklimmen eines solch beeindruckenden Gipfels bereiten mir viel Freude. Doch diese Freude wird leider während der nächsten Stunde getrübt. Es geht um meine Videoausrüstung. Ich habe Probleme mit den Batterien. Entweder haben alle vier Akkus fast keine Speicherkapazität mehr oder die Kamera hat ein Problem. Inzwischen ist das Stativ ganz kaputt gegangen, da die Schraube der Höhenverstellung gebrochen ist. Doch des Unglücks nicht genug! Ich habe mein grosses Fischaugen-Objektiv so unglücklich auf einen Stein gelegt, dass es ein kleines Loch im Glas abbekommen hat. Ob ich das wohl herausschleifen lassen kann? Da werde ich in ein Optikergeschäft gehen müssen, um die Möglichkeit einer Reparatur auszuloten. Dass mir kurze Zeit später noch mein Objektivfilter, welchen ich für helle Aufnahmen brauche, auf den Boden gefallen ist und einen tiefen Kratzer davongetragen hat, hat das Fass meiner Pechsträhne vollends zum Überlaufen gebracht. Doch heute können mir all diese Probleme gar nicht viel anhaben. Mir gefällt es ausgezeichnet in dieser Wunderwelt der Berge, wo ich mich trotz allem glücklich und frei fühle. Bis zum späten Nachmittag besuche ich noch einige Wasserfälle und Aussichtspunkte. Dazwischen muss ich in diesem Nationalpark nur wenige Kilometer fahren, bis der nächste Höhepunkt ansteht. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, heisst es für mich am Abend. Ich habe nämlich eine weitere Ladung dreckiger Kleider zu waschen. Dafür kann ich mich anschliessend in dieser tollen, kleinen Eco-Herberge auf der Couch vor dem Cheminefeuer breit machen. Dort tausche ich noch lange mit einem Mid-Fünfziger-Pärchen Gedanken aus. Es ist sehr interessant mit diesem Lehrerpaar, welches aus der Nähe von Sydney kommt, über Land und Leute zu diskutieren.

Von Adelaid bis Kangoroo Island

Dienstag, 7. Oktober In einer über sieben Stunden dauernden Fahrt komme ich nach Adelaide. Ich habe diese Strecke nur ein einziges Mal, etwa hundert Kilometer vor der Hauptstadt von Südaustralien, für länger als fünf Minuten unterbrochen. In „Old Tailem Town“ habe ich eine Art „Ballenberg von Australien“ besucht. Auf einem riesigen Gelände stehen unzählige Häuser, die aus der Zeit der ersten weissen Siedler stammen und hier auf einem weitläufigen Gelände präsentiert werden. Natürlich schinden neben den vielen Handwerkerhäusern vor allem die Zahnarztpraxis und das nicht so hygienisch anmutende Spital mächtig Eindruck. Da hat sich zum Glück während der letzten hundert Jahre einiges getan! Am Nachmittag organisiere ich wieder einmal ein Programm für die nächsten Reisetage. Zuerst werde ich eine Tour nach Kangoroo Island machen und danach nach Perth fliegen. Weiter wird eine Reservationen für die Jugendherberge in Perth gemacht und ein Auto gemietet. Vor dem Abendessen flaniere ich noch ein bisschen in den Einkaufsstrassen von Adelaide. Ich bin aber sehr überrascht, als schon um halb sechs in allen Läden die Türen geschlossen werden. Das ist ein kurzes Shoppingvergnügen gewesen! Dies spielt aber gar keine Rolle, ist es doch wieder einmal sehr kalt, unfreundlich und Zeit, mich zurück in der Jugi in meinem Bett aufzuwärmen.

Mittwoch, 8. Oktober Schon um fünf Uhr heisst es für mich Rasieren, in der Küche das Frühstück hinunterschlingen, mich selbst an- und das Bett abziehen, alles packen und sofort in die nahe Busstation hetzen! Dort fährt auch schon bald der Bus ein, der uns Touristen in fast zwei Stunden in den Hafen bringt, wo wir auf Fähren verfrachtet werden.

Auf „Kangoroo Island“ lotst man alle Reiselustigen wieder in verschiedene Busse, welche zu den diversen Attraktionen der Insel ausschwärmen. Zusammen mit einem Dutzend anderer abenteuerlustigen Typen werde ich von einem freundlichen Buschauffeur empfangen. Auf unserer Tour werden wir an etwa sechs Ausflugsziele, darunter zum Beispiel zum „Seal Bay Conservation Park“ gebracht. In dieser von Klippen geschützten Bucht können wir inmitten von röhrenden Seelöwen am Strand herumspazieren. Später legen wir verschiedene Stopps an malerischen Buchten oder auf der Sanddüne,  der „little Sahara“ ein. Die Nacht verbringen wir in einer schönen Lodge, wo man uns zum Nachtessen mit einem leckeren Barbecue verköstigt. Leider ist es nach dem Essen sogar im Aufenthaltsraum, empfindlich kalt. Mit Kireen, einer Australierin und Jim aus England, können wir dann aber an der Bar einem lustigen Event beiwohnen. Plötzlich kommen nämlich ein paar Einheimische in die Bar. Die ausgeflippten Möchtegernstars stellen sich auch sofort hinter die bereitgestellten Mikrofone und singen aus vollen Kehlen und in professionellen Posen zur dröhnenden Musik. Das sind echte Karaoke-Fans! Mit ihren Dreadloks unter den farbig gestreiften Wollkappen und ihren langen Mäntel hätten sie wirklich echte Rockstars sein können!

Donnerstag, 9. Oktober Heute freuen wir uns auf schönes und wenigstens ein klein bisschen wärmeres Wetter. Doch weit gefehlt! Einmal mehr, entgegen den Vorhersagen, ist es auch am zweiten Tag unseres Kangaroo Islands-Abenteuers kalt, windig, bewölkt und sogar teilweise regnerisch. Das ärgert mich vor allem bei den „Remarkable Rocks“. Da hätte ich so gerne die bizarren, riesigen Felsen, die auf einem kleinen Hügel direkt über dem Meer thronen, in stimmungsvollem Sonnenlicht gesehen. Doch ich sage zu Judith und Elmar, zwei Schweizer aus St. Gallen, dass es mit dem Wetter wie mit dem Golfspiel sei; du kannst einfach nicht immer Glück haben. Wie in diesem „grössten aller Spiele“ hast du zwangsläufig einige Male Pech, dafür winkt einem die Glücksfee in anderen Situationen wieder. Genau so ist es auf einer längeren Reise mit dem Wetter; ab und zu ist es, milde gesagt, nicht ganz ideal!

Nach dem prall gefüllten Sightseeing-Tag nehmen wir um halb acht die Fähre zurück aufs Festland. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als auf einmal auf dem Schiff Andrea, eine Deutsche wiedersehe. Wir waren nämlich vor drei Wochen auf Fraser Island und haben dort die Tour zusammen gemacht. Kurz bevor wir wieder auf dem Festland ankommen, habe ich Elmar und Judith noch über mein Buchprojekt aufgeklärt. Auch ihnen erzähle ich, dass ich einen Erlebnisbericht über mein Sabbatical schreiben will. Indem ich möglichst vielen Mittravellern von dieser Idee erzähle, mache ich mir selber ein bisschen Druck und zwinge mich so, diesen Wunsch zu realisieren. Ich fühle mich aber bei diesen Erklärungen schon eher komisch. Ja, es klingt wirklich ein wenig aufgeblasen, wenn ich komme und sage, dass ich ein Buch schreiben will. Aber ich habe in einem Managementkurs einmal gelernt, dass ich mich täglich einmal blamieren sollte, um damit mein Selbstvertrauen zu stärken! That’s part of the game! Im Gespräch mit Judith komme ich auf die Idee, sie zu fragen, ob sie, als Lehrerin, mein Buch lektorieren könnte. Natürlich ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch ein bisschen früh, solche Gedanken zu haben. Aber man weiss ja nie, ob ich mein Ziel, Autor eines eigenen Buches zu werden, einmal erreichen kann.

Freitag, 10. Oktober Obwohl ich es heute Morgen eigentlich locker hätte angehen lassen können, erwache ich wieder vor sechs Uhr und kann nicht mehr einschlafen. Mein Frühstück bereite ich in der Jugiküche wieder selbst zu. Es ist aber nichts Aussergewöhnliches. Cornflaks mit Milch, ein Joghurt, einen Kaffee und ein Brötchen mit Orangenkonfitüre ist so etwa das Standardmenü. Danach schlendere ich noch ein bisschen in der Shoppinggegend herum. Dort kümmere ich mich neben dem Souvenireinkauf (Billabong-Pullover für Nicole), vor allem um meine havarierte Videoausrüstung und versuche, das defekte Objektiv nachschleifen zu lassen. Ich muss mir jedoch erklären lassen, dass dies wohl ein Wunschtraum bleiben wird. So kaufe ich wenigstens einen neuen Akku. Dies hier aufzuführen ist erwähnenswert, denn bei dieser Investition handelt es sich immerhin um fast 100 Dollar, was in meinem restriktiven Travellerbudget doch recht stark zu Buche schlägt.

Mit einem Flug nach Perth

Mit einem Airportbus fahre ich zum Flughafen und mit einer neuen Maschine des Billigfliegers „Virgin blue“ geht’s in vier Stunden nach Perth. Dort organisiere ich wieder in Windeseile! Noch bevor mein Rucksack auf dem Gepäckkarussell auftaucht, habe ich Prospektmaterial über die Stadt und die Region einsammelt und das Mietauto übernommen. Dann geht es in die nahe gelegene City, die ich ja schon vom zweiten Tag meiner Reise her kenne. Über ein paar Umwege durch diverse Einbahnstrassen kann ich in der Jugendherberge in einem Einzelzimmer einchecken. In einer Bar (dieselbe wie am Tag Nr. 2) in der Mitte der Stadt verleibe ich mir im Stehen einen vorzüglichen Hamburger ein und erfreue mich am Eröffnungsspiel der Rugby-Weltmeisterschaft zwischen Australien und Argentinien. Das Lokal ist übervoll, weil alle eingefleischten Fans das Spiel auf Grossleinwand sehen wollen. Danach streife ich noch ein bisschen durch die belebte Fussgängerzone. Das artet für mich aber fast in ein melancholisches Erlebnis aus, da ich mich hier wehmütig an die Zeit mit meiner Familie vor drei Monaten zurückerinnere. Nur ist es vom Wetter her nun um einiges gemütlicher; auch spät nachts hat es noch um 20 Grad und ist dementsprechend angenehm. Hier befinde ich mich wieder weiter im Norden und somit in wärmeren australischen Gefilden.

Die Pinnacles im Nambung-Nationalpark

Samstag, 11. Oktober Am Morgen möchte ich in der Stadt noch ein paar Aufnahmen schiessen. Doch leider hat sich das Wetter wieder so stark verschlechtert, dass ich einfach keine grosse Lust dazu habe. Wenn es bewölkt ist, filme ich nämlich nicht mehr! Das würde sowieso beim Schneiden wegfallen, denn ich habe jetzt schon etwa über elf Stunden Film von Australien aufgenommen. Jetzt kommt einfach nur noch exzellentes Material in den Kasten! Ich hoffe, dass ich heute bei Sonnenuntergang im Nambung-Nationalpark nochmals von einer schönen, natürlichen Belichtung profitieren kann. So mache ich mich gegen Mittag auf den Weg, um im etwa 250 Kilometer nördlich von Perth gelegenen Ort die „Pinnacles“ zu sehen. Während der ganzen Zeit schaue ich mehr zum Himmel als auf die Strasse und flehe Petrus an, er möge doch die Bewölkung verschwinden lassen.

Am späten Nachmittag komme ich endlich an meinem Zielort an. Da bemühe ich mich auf dem Campingplatz zuerst um eine „Cabin“, (fest installierter Campingwagen), bevor ich zu den Pinnacles fahre. Was ich dort sehe, ist aber um einiges grandioser als ich mir in meinen kühnsten Träumen vorgestellt habe. Diese bis zu vier Meter hohen Stalaktiten  welche in der Sandwüste herumstehen, sind einfach fabelhaft schön. Ich nehme mir zuerst ein bisschen Zeit und lasse diese geniale Landschaft auf mich einwirken. Jetzt, wo die Sonne die besten, weil längsten, Schatten auf den gelben Sandboden projiziert, mache ich auf der dreieinhalb Kilometer langen Rundstrasse viele eindrucksvolle Videoaufnahmen. Während über drei Stunden schaue ich diesen kleinen Park zu den Klängen von Pink Floyd’s „Echoes“ und „Great Gig in the Sky“ bis zum Oskar reifen Sonnenuntergang an. Lange bestaune ich, in Gedanken versunken, in dieser lunearen Gegend diesen einzigartigen Flecken Erde. Fast in Trance denke ich an meine Familie und an mein Glück, eine so schöne Reise erleben zu können! Ein paar Tränen finden sogar ihren Weg über meine Wangen. Tränen des Glücks! Tränen des absolut guten Gefühls, an einem wunderschönen Ort sein zu dürfen und eine solche Erfahrung machen zu können. Mein Sabbatical!

Letztes Ziel in Australien; der Wave Rock

Sonntag, 12. Oktober Der Jubiläumstag (100. Tag) meiner Reise gestaltet sich grösstenteils eintönig, jedoch nie langweilig. Ich fahre nämlich fast 600 Kilometer zu meinem nächsten Ziel östlich von Perth, dem „Wave Rock„. Während dieser achtstündigen Fahrt lege ich verschiedene CD’s in meinen Player und lasse die australische, endlose Steppenlandschaft an mir vorbeiziehen. Heute erlebe ich nochmals das, was so viele Menschen in „Down Under“ so enorm fasziniert und in ihren Bann zieht. Die unendliche Weite dieses Landes sucht seinesgleichen! Fast während des ganzen Tages herrscht leider wieder eher schlechtes Wetter. Ich fahre oftmals durch Gewitterregen und kann die Sonne nur selten hinter dem wolkenverhangenen Himmel erspähen. In Hyden, an meinem heutigen Ziel, nehme ich nochmals eine „Kabine“ auf einem Campingplatz. Diese ist echt luxuriös ausgestattet. Es fehlt weder das Badezimmer, die Küche, das grosse Wohnzimmer noch ein Fernseher! Zum Glück beruhigt sich das Wetter dann gegen Abend wieder. Von meiner Unterkunft sind es nur etwa 200 Meter zu der Attraktion der Gegend, dem fabelhaften „Wave Rock“, der Steinhügel, der von Wind und Wasser während Jahrmillionen zu einer Art Welle geformt wurde. Und als ich dort ankomme, zeigt sich die Sonne für einige Augenblicke. (Siehe Kommentar am 97. Tag! Alles wird gut!) Da bin ich natürlich zur Stelle und schiesse Bilder, die in meinem Australienfilm sicherlich brillieren werden. Auch dieser Ort ist einfach genial, umso mehr, als ich, um diesen 120 Meter langen Felsen bewundern zu können eine ganze Tagesreise auf mich genommen habe. Ich bin sicher, dass viele Leute sagen würden: „Der spinnt doch!“ Dazu kann ich nur antworten: „Nur Spinner und Idealisten erleben Ausserordentliches!“ Der Zeitpunkt, es ist ja Sonntag und fünf Uhr am Nachmittag, ist günstig, wieder einmal zu Hause anzurufen. Ich habe auch Glück und kann mit Nicole, Etienne und Noé sprechen, was mir enorme Freude bereitet. Obwohl ich ja nicht allzu viel telefoniere, fühle ich mich durch die vielen E-Mails, die ich schreibe und auch bekomme meiner Familie sehr nahe und habe dadurch fast nie Heimweh. Ich weiss, dass zu Hause alles gut läuft und dass meine Familie auch alleine gut „überleben“ kann. Den Abend verbringe ich vor der Glotze; Formel 1, direkt aus Japan und der 6. Weltmeistertitel von Schumi ist angesagt. Später, als ich mir gebratenen Schinken in mein Vollkornsandwich lege und die zweite Hälfte einer australischen Rotweinflasche genehmige, sehe ich einen Reisebericht über Nepal. Das ist wirklich ein echter Zufall! In ein paar Tagen will ich dorthin reisen und genau jetzt wird mir mit einem Bericht dieses Land präsentiert. Sofort hole ich meine Reisebücher über Nepal aus dem Auto und bereite mich endlich intensiv auf den nächsten Kultursprung vor. Ich freute mich riesig auf Asien!

Montag, 13. Oktober Ich weiss nicht, was mit mir los ist. Aber ich kann am Morgen einfach nicht mehr schlafen. Auch heute bin ich um halb sechs Uhr schon hellwach. Ich „döse“ noch eine Stunde und stehe dann, immer noch sehr früh, auf. Nach dem Frühstück gehe ich nochmals kurz zum Wave Rock und mache mich dann auf den Rückweg Richtung Perth. In Gedanken bin ich auf dieser Fahrt jedoch schon in Nepal. Die Sendung von gestern hat mir mächtig Eindruck gemacht. Es kommt der Wunsch auf, den Flug nach Singapur einen Tag vorzuziehen. Darum versuche ich in Perth als Erstes, die Singapore Airlines zu erreichen. Die Telefonkabine, die ich ausgewählt habe, liegt aber so nahe an einer Strasse, dass ich die Hälfte des komplizierten Tonbandes nicht höre und die andere nicht verstehe. Weil ich so schnell keine Alternativtelefonzelle finde, fahre ich schlussendlich ins Zentrum der Stadt am Swan River. Dort besuche ich zuerst noch John, einen sympathischen Aussi, den ich in Manado, Sulawesi, kennen gelernt habe, in seinem Tauchshop. Danach fahre ich weiter ins Büro der Singapore Airways, wo ich den Flug ohne Probleme, jetzt schon zum zweiten Mal, verschieben kann. Das heisst für mich, dass ich in etwa drei Stunden Australien verlassen muss. Bye-bye Australien!  Asien, ich komme!

Hier geht es direkt zum Bericht über Singapur

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Die Sabbatical-Reise

Es war immer ein Wunsch von mir, ein Sabbatical zu machen. Natürlich war das Sabbatical dann eine lange Reise! Da es nicht geklappt hat, dass wir als Familie die ganze Zeit zusammen reisen konnten, haben wir die Sommerferien der Kinder dazu genutzt, eine Familienreise zu machen. Ich bin danach 5 weitere Monate alleine durch Ozeanien und Asien weitergereist!

 

Weitere Etappen der Sabbatical-Reise: