Auf dem langen Weg Richtung Frankreich hat uns ein Ort am allermeisten beeindruckt; Bardenas Reales! Aber zuerst alles der Reihe nach:
Torrenueva
Samstag, 22.4.2023, (84. Tag); Seit Ceuta, (die spanische Enklave in Marokko), habe wir eine Zeitverschiebung von zwei Stunden. Eine Stunde weil die Marokkaner ja wegen dem Ramadan die Uhren eine Stunden zurückgestellt hatten, und eine wegen der europäischen Sommerzeit. Aufstehen muss man ja auf jeden Fall einmal ? Heute mit bewölktem Himmel. Wir fahren gegen Mittag weiter. Gibraltar, wie schon vor 2 Monaten, lassen wir wieder «links liegen» und gehen auf die Autobahn bis Motril, respektive an den Strand von Torrenueva.
Den ersten Teil der Strecke können wir uns von den vielen Villen und Überbauungen kaum satt sehen. Immer mit dem Gedanken, wer denn da alles wohnen soll oder in die Ferien kommen soll. Natürlich ist das hier, im Vergleich zu Marokko – ein Wahnsinn! Den zweiten Teil unserer Fahrt sehen wir vor allem die riesigen Gewächshäuser, welche überall an den Hängen kleben oder sich in den Ebenen breit machen. Unser schöne, kleine Stellplatz, eingerichtet mit allem was ein Camperherz begehrt, liegt ideal in der Nähe des Strandes und Restaurants. Leider haben wir heute aber zu wenig «Antrieb», um davon zu profitieren. Wenigesten geniesst Nicole noch den «Standart-Dessert» in Marokko; Orangen mit Zimt (heute noch mit Honig verfeinert)
Sonntag, 23.4. – Mittwoch, 26.4.2023 (85.-88.Tag); Da hatten wir wieder Glück, dass wir in Torrenueva gelandet sind! Hier ist es diese paar Tage wie gemacht für uns! Nicht nur, weil sich so Nicole von einer Grippe erholen kann. (Jetzt sollten wir nun aber hoffentlich wirklich «durch» sein!!) Trotzdem machen wir einige Fahrradtouren und Spaziergänge. Die Gegend hat nicht nur ein paar Dutzend, nein Hunderte von Gewächshäuser, welche ganze Landstriche in Weiss verwandeln. Ist ja klar; woher sonst sollen denn all die Früchte und das Gemüse das ganze Jahr durch kommen? Wir geniessen das Strandleben. Bei sehr angenehmen Temperaturen am Tag mit schwachem Wind, und nicht zu kalt in der Nacht, lässt es sich perfekt leben! Ich gehe täglich im kristallklaren Wasser schwimmen, obwohl es noch an der (Kälte-)Limite ist. Wir kommen auch zum lang ersehnten Fischmenue und den Kaffees in den Strandrestaurants. Touristen sind aber noch Fehlanzeige. Es ist wirklich noch nicht sehr viel los hier; viele Restaurants sind nur am Mittag offen, und der Strand ist ausser am Sonntag fast leer.
Cabo de Gata, ein Naturpark
Donnerstag, 27.4.2023 (89. Tag); Wenn auch nicht weit, aber es geht wieder ein bisschen weiter; nach Cabo de Gata. Auf dem Weg, in Almeria, füllen wir unsere Reserven wieder auf. Auch die zwei Gasflaschen waren wieder mal dran. Uebrigens war die Sache mit dem Gas überhaupt nie ein Problem in Marokko. Zuerst dachte ich, dass es kritisch sein würde, da wir «nur» LPG haben und es dort keine legalen Füllstationen gibt. Aber wir waren meistens am Strom angeschlossen. Das war problemlos und immer verfügbar. Die letzten zwei oder drei Wochen konnten wir dann voll auf unsere Gasreserven zählen. Zwei Flaschen waren schlussendlich locker genug! Also zurück zum hier und jetzt; Cabo de Gata, soll ein Naturpark sein. OK, nach der kleinen Vélotour ins Städtchen und an den Strand haben wir davon noch nicht wirklich etwas gesehen. Wir sind auf einem neueren Stellplatz unweit vom normalen Camping, und freuen uns auf morgen.
Freitag, 28.4.2023 (90. Tag); Heute gibt es eine Fahrradtour um den kleinen See im Naturpark herum. Wir sehen ein paar Vögel und Flamingos, aber von sehr weit weg. Bei Womo zurück, schlagen wir uns die Bäuche mit guten Spaghetti Bolo voll und geniessen später die wärmende Sonne am Strand. Das Wasser hier ist wärmer, oder wärmt es sich wirklich langsam auf?
Mazzaron
Samstag, 29.4.2023 (91. Tag); Eigentlich hätten wir gestern schon mit dem Womo zum Leuchtturm von Cabo de Gata fahren sollen, und erst von dort die Gegend um den Leuchtturm erkunden. Denn die letzte, 10%-Steigung ist eher etwas für die jüngeren (Vélofahrer). Das holen wir also heute nach. Nach dieser Erkundungstour entscheiden wir uns weiter zu fahren. Der Name «Mazzaron» ist uns geläufig, da in den sozialen Medien, die Deutschen Überwinterter oftmals in diese Gegend fahren. Das machen wir auch. Ist ja nicht weit. Wir richten uns auf einem der Stellplätze ein und ich mache dann noch eine Erkundungstour mit dem Vélo zum Meer, in die Stadt und wieder zurück. Etwas Neues; es tröpfelt doch tatsächlich wieder zehn Minuten einmal auf unsere Markise; das haben wir seit über zwei Monaten, seit Midelt, 24.2. nicht mehr gehabt. Also auch wettermässig sind wir auf unserer Reise bis jetzt wirklich gut gefahren.
Sonntag, 30.4.2023 (92. Tag); Ein Tag in Mazzaron ist schnell erzählt; wir dislozieren vom, ehrlich gesagt sehr schönen Stellplatz runter ans Meer. Ich habe da gestern einen Kiesplatz gesehen, wo das Hinstellen und Übernachten für WOMOS gestattet, und gratis ist. So können wir «von zu hause aus» an der ganzen Strandpromenade eine Velotour machen und entdecken zudem noch bizarre Felsformationen. Am Nachmittag mache ich meinen nun schon rituelles Nachmittags-Schwimmen bevor wir heute eine Paella essen gehen. Heute am Nachmittag ist es wieder alles zwischen sonnig und bewölkt. Nun, beim Eindunkeln, sehen wir in den Bergen schwarze Gewitterwolken. Auch bei uns gibt es nun ein Gewitter.
Batería de Castillitos, die Festung hoch über dem Meer
Montag, 1.5.2023 (93. Tag); Wir fahren weiter, haben uns aber einen Zwischenhalt ausgesucht. Kurz vor Cartagena ist inmitten einer Berglandschaft, umgeben von steilen Abhängen und dem blauen Meer, die «Batería de Castillitos». Diese Festung wurde in den 1930er Jahre in Form einer mittelalterlichen Burg gebaut und diente zur Unterstützung der Küstenartillerie. Die beeindruckende Anlage mit den vielen Türmen, den zwei gewaltigen Kanonen und dem Labyrinth von Gängen kam also auf unsere «To-do-Liste» von heute. Doch welch Überraschung; die letzten sieben Kilometer sind für Wohnmobile verboten, da die Strasse so schmal ist, dass schon ein Kreuzen von zwei PKW’s fast unmöglich ist! Da von diesem Punkt aus zudem noch fast 250 Höhenmeter zu überwinden sind, können wir aber unser Töffli ideal einsetzten und diese Top-Sehenswürdigkeit doch noch besuchen. Am Nachmittag fahren wir noch über drei Stunden, an den unzähligen Hochhäusern von Benidorm vorbei bis nach Cullera, was von weitem auch recht überbauen aussieht. Doch wir finden gerade hinter einem Band von kleinen Dünen einen idealen Platz zum Frei stehen, wo wir den breiten Strand, den feinen Sand und die angenehmen Wassertemperaturen perfekt geniessen können
Cullera, unser WOMO-Platz in den Dünen
Dienstag, 2.5.2023 (94. Tag); Schon wieder ein Ort, wo wir einfach noch einen weiteren Tag anhängen müssen. Vor allem unser Übernachtungssplatz hat es uns angetan, gerade am Meer, ruhig, alles was man braucht. Alles? Ausser einer Ent- und Versorgung ist es hier traumhaft! Wir sind heute an der Kapazität der Toilettenkassette (19 lt) angekommen. Also kann ich nun das erste Mal den zweiten Tank der Toilette brauchen, welchen ich extra für solche Fälle noch zugelegt habe. Mit einer Installation ist er für alle Fälle unter dem Womo fixiert. Eigentlich bin ich froh, dass ich ihn nun doch noch benützen kann! Ist eine Trenntoilette unsere nächste Anschaffung? Heute machen wir wieder eine kleine Fahrradtour der Strandpromenade entlang und sehen die Appartmenthäuser, welche wirklich nicht unser Fall sind. Wir sind eher auf dem «Downsize- und Entschleunigungs-Trip» und sehen, dass man mit «Wenig und Einfach» doch auch ganz gut leben kann. Ist halt Camping, und wir verstehen, dass das auch nicht Jedermanns Sache. Ein vorzüglicher Zweigänger aus der eigenen (Camping-)Küche rundet dieser wiederum sehr gelungenen Tag ab.
Mittwoch, 3.5.2023 (95. Tag); Entgegen unseren «normalen» Gepflogenheiten, jeweils am Morgen zusammen zu räumen und sofort los zu fahren, wenn denn zu fahren ist… geniessen wir heute zuerst noch ein bisschen die Dünenlandschaft und das Meer, bevor wir gegen ein Uhr auf die kurze, 230 Kilometer lange Etappe aufbrechen. Ein letzter Blick aufs Meer nach Valencia und es geht ins Landesinnere. Wir haben uns einen Stellplatz in einem kleinen Dörfchen namens Cella ausgesucht. Hier können wir auf einem nigelnagelneuem Platz (d.h. er ist eigentlich noch im Aufbau) gerade neben der Sporthalle zuerst wieder Ent- und Versorgung machen und stehen nachher Mutter Seelen alleine.
Der Cella-Brunnen und Bardenas Reales
Donnerstag, 4.5.2023 (96. Tag); Wir sind doch noch darauf gestossen, dass es in diesem Ort etwas ganz Spezielles zum entdecken gibt; Der Cella-Brunnen ist ein artesischer Brunnen, welcher mit seinen Massen zu den grössten, breitesten und tiefsten in Europa gehört. Und wir, wir finden diesen Teich einfach wunderbar schön! Nach diesem ersten, für uns überraschenden Highlight, geht es weiter Richtung Norden, nach Bardenas Reales, ein Halbwüstengebiet und seit 1999 ein geschützter Naturpark. Die bizarren Felsformationen sind wirklich atemberaubend und stellen uns einmal mehr vor die Frage; welches Foto ist das schönste? Und welche der dutzenden von Fotos müssen schon heute Abend «über die Klinge springen» ☹. Wir sind am Nachmittags hier angekommen und haben dann während fast drei Stunden die zwanzig Kilometer lange, staubige Schotterpiste befahren. Definitiv, diese Gegend ist ein sehr lohnendes Ziel hier in Spanien! Unser Stellplatz ist schon wieder speziell. Er befindet sich gerade unter einer rot-gelben Felswand, wo Höhlen eingegraben sind, welche noch bis zu den 60er Jahren bewohnt wurden. Es soll dort drinnen im Sommer und im Winter immer gleichbleibend 18 Grad sein. OK; wir ziehen natürlich unser WOMO vor!
Monastero San Juan de La Pena
Freitag, 5.5.2023, (97. Tag); Weiter geht es. Kilometermässig nicht allzu weit, aber so etwas von variantenreich! Zuerst an riesigen Feldern vorbei, danach über eine nie enden wollende kleine Berg- und Talstrasse, bis wie endlich am ersten Zwischenziel ankommen; die «Mallos de Riglos», eine erstaunliche Felsformation mitten im nirgendwo. Nein, eigentlich nicht im nirgendwo, denn wir sehen, dass die Pyrenäen nicht mehr weit weg sind. Wir geniessen noch ein Picknick in einem Gemüsefeld mit Blick auf diese Berge, bevor uns eine weitere, enge Kurvenstrasse zum «Monastero San Juan de La Pena» bringt. Dieses Kloster, eigentlich sind es ja ein Neues (mit Gipsfiguren, welche das Leben zur Entstehungszeit des Klosters zeigen) und ein Altes (in den Berg gebaut) Kloster, sind zu Museen umfunktioniert worden. Die Art und Weise, wie diese zwei Kloster Geschichte vermitteln, ist schlichtweg faszinierend. Zum Glück sind wir danach nur noch kurz auf den Strassen, denn die heutige Etappe war so erlebnisreich wie anstrengend!
Die letzte Etappe dieser Reise führt uns durch Frankreich. Hier ist der direkte Link dazu